Zusammenfassung

Ralf Schröder in der aktuellen konkret:

Dass Deutschland, wie nicht nur der einheimische Nazi vielfach beklagt, von überdurchschnittlich vielen Flüchtlingen als Ziel ausgewählt wird, ist eine wenig überraschende und höchst passende Pointe der Migrationsdynamik: Kein werktätiges Nationalkollektiv in Europa exportiert mehr Elend als das hiesige, die Rechnung gilt absolut und erst recht pro Kopf. Die gewaltigen, weltweit und wirtschaftshistorisch einzigartigen Überschüsse des deutschen Ausfuhrwesens werden seit Jahren erzielt, weil Waren, Investitionen, Kredite, Waffen, Krieg und »Entwicklungshilfe« bis in die entlegensten Gebiete des Planeten sickern und dafür sorgen, dass weitere Regionen unbewohnbar werden. In der Profit- und Verwertungsmaschinerie werden die Migranten zu Menschenmüll, der aus Sicht seiner Verursacher in allererster Linie das Problem der weiteren Verwertung beziehungsweise Entsorgung aufwirft.

Deutschland und die Griechenlandkrise

In der Lausitzer Rundschau gefunden:

Die deutschen Steuerzahler sind einer Studie zufolge selbst bei einem kompletten Ausfall der griechischen Schulden große Gewinner der Krise. Von 2010 bis heute habe der deutsche Fiskus mehr als 100 Milliarden Euro an Zinszahlungen gespart, weil durch die Krise die Anleihenrenditen stark sanken. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Instituts für Wirtschaftsforschung (IWH) in Halle. Die Einsparungen seien höher als die rund 90 Milliarden Euro, die Griechenland Deutschland direkt und indirekt zum Beispiel über den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) schulde.

Originalquelle

Nussbaum und Sen

blasen ins selbe Horn:

Welche Fragen sollten wir uns in Europa stellen?
AMARTYA SEN: Ich sehe die europäische Wirtschaftspolitik, wie sie besonders stark von der Europäischen Zentralbank, aber auch von der Bundesbank forciert wird, kritisch. Ich würde behaupten, dass der bedingungslose Sparkurs ein Fehler ist – sowohl ein ökonomischer als auch ein sozialer Fehler. Hinter der interessanten Frage, wie die Eurozone in einer so kontraproduktiven Politik stecken bleiben konnte, stehen gute Gründe dafür, dass die entscheidenden politischen Diskussionen auf Banker und Finanzpolitiker beschränkt waren. Es gab nie eine maßgebliche öffentliche Diskussion über die Politik der Eurozone. Die Perspektive der Banker ist sehr beschränkt in Bezug auf das Leben, die sozialen Anliegen und ökonomischen Aktivitäten der Menschen. Eine öffentliche Diskussion hätte geholfen.

Was unterscheidet gute europäische Führer von amerikanischen?
MARTHA NUSSBAUM: … in Europa dominiert zurzeit immer mehr die Idee, dass sich die Regierung ums Wirtschaftswachstum zu kümmern hat. Das bereitet mir Sorgen, weil ich glaube, dass eine rein ökonomische Gemeinschaft ohne eine Gemeinschaft des Herzens im Sinne eines gemeinsamen Ziels zum Scheitern verurteilt ist. Man braucht Menschen, die darüber hinausragen und für die größeren Ziele sprechen.
aus: HOHE LUFT kompakt 01/2015