Spinnerei 3 – Werkschau

Die Werkschau hat mir gut gefallen. Ich bin wohl im spätbürgerlichen Fuzzitum angekommen, konnte damit Leben, dass das dort ausgestellte nur selten Wolfsche Waffe sein wollte. Ein paar Sachen passten gut in mein Assoziationsraster:

slime

Referenz an Slime

silberhoehe

Die segregierten Gespenster auf der Silberhöhe

prinzessin

Prinzessin

Sahra hilf

Jan Korte, Vorstandsmitglied der Linken, in einem Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung:

Die spannende Frage ist eben: Findet die Linke Antworten auf die Krise, die wirklich überzeugend sind? Können wir Antworten präsentieren, die nicht nur als fundamentale Systemkritik daherkommen?

… die Menschen sorgen sich um Arbeitsplätze, Wohlstand, Ersparnisse. Einfach platt zu sagen: Leute, der Kapitalismus macht Euch arm – das wäre eine falsche und fahrlässige Botschaft.

Spinnerei 2 – Bimbotown

Berührt hat mich die Bimbotown von Jim Whiting. Eine Fabrikhalle wurde zu einem Club ausgebaut – mit allerlei skurillen Einfällen. Man kann mit dem Bett rumfahren, allerlei bewegliche Skulpturen schweben durch die Luft…

Ich musste sofort an das Kutschenmuseum in Hinterstein im Allgäu denken.

Und mir fiel es wieder ein, was mich an solchen Sachen faszinierte: die reale Räumlichkeit. Ich kann tatsächlich in den Fanatsien des Künstlers rumlaufen, sie anfassen, von verschiedenen Seiten betrachten. Und durch den geschlossenen Raum bin ich vollständig verschlungen von den Assoziationen des Künstlers.

Die skurillen, fröhlichen Einfälle wirken genauso intensiv wie eine Höhle, ein Garten oder der Gang durch eine Stadt.

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Spinnerei 1

spinnereiAusflug in die Spinnerei in Leipzig-Lindenau. Da hat eine Bekannte in einem alten Fabrikgebäude für 50€ im Monat so ein Büro als Atelier gemietet. Und am Wochenende war eine Werksausstellung und die haben wir uns angesehen.
Am Anfang habe ich mich wohl gefühlt auf dem Gelände. Da hinten in dem Büro-Atelier mit dem alten DDR-Linoleum. Die subkulturelle Wenig-Geld-Gemütlichkeit, wie ich sie aus Halle kenne. Allerlei Künstler/Kunsthandwerker nutzen die soliden dicken Mauern einer niedergegangenen Fabrik um unter erträglichen Mietbedingungen zu werkeln.

Aber irgendwie nervten mich die teuren Leute mit ihren Sektgläsern, die illustren Partyzelte zwischen den Fabrikmauern. Und dort ’ne Skulptur von Damian Hirst und da das Atelier von Neo Rauch, von dem Brad Pitt gerade ein Bild für 700.000 € gekauft hat. Eben, wie es in der Kleinen Zeitung steht:

„Die Spinnerei gehört zu den wichtigsten Kunstproduktionsorten der Welt. Da sind noch Berlin, New York und London zu nennen – und dann hört es schon auf.“

Ich hätte mich wohl vorher etwas besser informieren sollen.

Was ist Wahrheit

Schon fast 2 Wochen her, aber geht mir immer noch im Kopf  ‚rum. So ein Vortrag mit Manfred Dahlmann. Die kurze Einführung bei Radio Corax:

http://blauerbueffel.mueller394.de/wp-content/uploads/2009/06/emff_standard.swf

Der eine Punkt ist der, dass mir immer klarer wird, wie das damals mit dem von mir hochverehrtem historisch-dialektischen Materialismus war, bei dem Geschichte irgendwie zwangsläufig ablief und dann eigentlich nicht klar war, warum man sich anstrengen muss, um das Himmelreich auf Erden zu erreichen. Ein schickes nominales System, in sich widerspruchsfrei, aber eben mit fehlerhaften Axiomen. (Oder auch nicht: Die Arbeiterklasse ist nicht aus dem Arsch gekommen, also wurde es nichts mit der Revolution)
Dann noch diese Tatsache, dass so ein Menschlein erst ab zehn, zwölf Jahren richtig abstrakt denken kann – was ist mit diesen ganzen Begriffen, die ein Kind schon verwendet: Staat, Familie, Geld, Arbeiterklasse, Gott … Und auch ich mittendrin, nur eben schon ab dem Alter von 8 Jahren auf mathematische Logik getrimmt.
Der andere Punkt. Eine überraschende These: Früher war Gott eine selbstreproduktive, absolute Instanz. Mit der Aufklärung wurde die Existenz Gottes angezweifelt. Die Aufklärung ist gescheitert. (Siehe Walter Benjamin: Kapitalismus als Religion) Jetzt ist der Kapitalismus bzw. das Kapital selbst so eine selbstreproduzierende Instanz. Und jetzt kommts: das ganze war ja eine Veranstaltung der ag antifa und ultrapolitisch. In einem Nebensatz: „Ich denke so ein selbstreproduzierendes Prinzip, irgendetwas in der Art, braucht es auch im Kommunismus“

2 Karikaturen

Die erste binde ich mal so ein. Wenn das jüdische Museum direkt einen Download anbietet wird das doch OK sein:

hier_traegst_du_mit

Die zweite von Horst Haitzinger begegnete mir in einem Arbeitsheft Wirtschaftskunde für die Berufsschule. Keine Lust auf Abmahnung. Hier meine Beschreibung: Der deutsche Rentenzahler 2000. Unten ein Baby auf dem Topf. Es stämmt zwei Erwachsene, auf deren Schultern vier ältere Leute stehen, darüber nochmal die Füße von 6 Leuten.

Aufgaben dazu: a) Erläutern Sie in diesem Zusammenhang, was man unter dem Generationenvertrag versteht. b) Auf welches Problem wird in der Karikatur hingewiesen.

Und zur Ehrenrettung der Autoren des Arbeitsheftes: c) Nennen Sie mindestens drei Lösungsmöglichkeiten.