Das gesellschaftliche Leben als Spiel

Spielen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang

Ethnologen berichten von ihren Forschungsreisen in die verbliebenen Jäger- und Sammlerkulturen in aller Welt immer wieder erstaunt von einem gemeinsamen Charakteristikum: »Es wird ganz viel gespielt«, sagt Gabriele Herzog-Schröder nach vielen Expeditionen zu den steinzeitlich lebenden Yanomami im Regenwald Brasiliens: »Jagd zum Beispiel wird als Spiel häufig vorweggenommen. Das ist eine Riesengaudi. Die Kinder spielen immer auch Alltag. Und im Spiel wird vieles eingeübt. Das Kochen wird eingeübt und gleichzeitig gemacht. Und auch die wichtigen Fertigkeiten, wie zum Beispiel die Rhetorik, werden spielerisch eingeübt.«
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Mahatma Jackson

Genauer hingehört. Parallelen gefunden:

Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.
Gandhi

I’m Starting With The Man In The Mirror
I’m Asking Him To Change His Ways
And No Message Could Have Been Any Clearer
If You Wanna Make The World A Better Place
Take A Look At Yourself, And Then Make A Change
Michael Jackson

Oder auf deutsch:
Ich werde mit dem Mensch dort im Spiegel beginnen,
ihn darum bitten seine Ansichten zu ändern.
Denn eines ist mir jetzt klar geworden:
Wenn du die Welt zu einem besseren Ort machen willst,
dann fang zuerst einmal bei dir selbst an, etwas zu verändern.

http://www.metacafe.com/fplayer/sy-28995350001/michael_jackson_man_in_the_mirror_official_music_video.swf
Michael Jackson – Man In The Mirror (Official Music Video)

Toleranz aufheben

Ich bin zwar bei meinem Ethikstudium auf Toleranz eingeschworen worden und hatte da schon meine Bedenken. In der Cafeteria von Buchenwald fand ich einen weiteren Fürsprecher meiner Ansichten:

Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muß zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.
Goethe

Alles mit allem verwoben

Eine Führung durch die diesjährige Werkleitz-Austellung. Die Schauburg. Ende des 19. Jahrhunderts als Fahrradhalle gebaut, später Kino, bis in die 60er Jahre. Heute eine Ruine. Eine Ruine, die ich trotz 30 Jahren Halle noch nicht kenne. Wir stehen oben auf dem Rang. Unten auf den Resten der Leinwand eine Installation. Die Klänge von Leierkästen, die vor 100 Jahren in Berlin gebaut wurden und jetzt in Mexiko-City immer noch geleiert werden, nur etwas leieriger. Es werden Szenen aus dem Park eingespielt und Diego Riveras Sonntag im Park. So ein Bild, in dem auch wieder alles mit allem verwoben ist. Und natürlich Frida Kahlo, die in meinem Hirn popkulturell abgespeichert ist – irgendwo zwischen Che Guevara und Pink Floyd. Dann noch ein tiefdurchgeistigter Text dazu, indem Deleuze Nitzsche und Marx verrührt.

Das Boot ist voll

Die MZ schmückte ihre Titelseite mit einer Karikatur, die mich arg an die Das-Boot-ist-voll-Polemik erinnerte. Wenn ich schlechte Laune habe, fällt mir gleich das Original ein:

Überhaupt, was ist das für eine Überschrift „Bedrohung oder Chance“? Gibt es noch irgendetwas etwas anderes als Nützlichkeitserwägungen, wenn es um Menschen geht, die gerade nicht im direkten kapitalistischen Reproduktionsprozess stehen. Kinder als Humankapital, Ausländerfreundlichkeit als Imagepflege, …

Facebook

Schöne Grüße von der Gewaltfreien Kommunikation. Menschen handeln für sich und ihre Bedürfnisse. Dazu gehört, dass Menschen Gemeinsamkeit, Nähe, Austausch brauchen. Sie wollen ein WIR sein.

Facebook-Commercial

Sie haben ganz eigenartige Rituale entwickelt, um sich dieses WIR zu konstituieren. Sie haben große Nationen gegründet, sie gehen zur Saalefront (den Halleschen Ultras), sie machen Progrome

Und über dem ganzen Menscheln liegt noch eine weitere Schicht. Die Stühle sind eben nicht nur für Menschen gemacht. Sie wurden gemacht, um Mehrwert zu realisieren und Kapital zu verwerten – genau wie Facebook.

Schöpferische Muße

Das Wort „Schule“ stammt im Übrigen vom griechischen σχολή ab, was ursprünglich so viel wie „schöpferische Muße“ bedeutete. Muße ist die Zeit, in der man sich seinen Musen widmen und selbstbestimmt handeln kann. Sie stellte in der Antike den Gegenpol zur fremdbestimmten oder gar Sklavenarbeit dar. Cicero sprach im Zusammenhang mit dem Philosophieren von „Muße mit Würde“. Die Wertigkeit der Muße änderte sich im europäischen Mittelalter: Das vorherrschende Motto hieß „Ora et labora“ (bete und arbeite). Mit dem Protestantismus kam schließlich das Sprichwort „Müßiggang ist aller Laster Anfang“ auf. Unabhängig von der Konfession hieß es in der Zeit des Absolutismus von Preußen über Bayern bis Österreich: „Bet’ und arbeit’, sei nicht faul, zahl deine Steuern und halt’s Maul!“

So schreibt sogar schon meine brave Gewerkschaftszeitung „Erziehung und Wissenschaft“. Vorbei die Zeiten, in denen Lafargues „Recht auf Faulheit“ oder ein kollernder Nitzsche verschüttetes Geheimwissen waren:

„Ihr alle, denen die wilde Arbeit lieb ist und das Schnelle, Neue, Fremde, – ihr ertragt euch schlecht, euer Fleiß ist Flucht und Wille, sich selber zu vergessen. (…) Aber ihr habt zum Warten nicht Inhalt genug in euch – und selbst zur Faulheit nicht!“

Und Tocotronics Bewegung Gegen den Fleiß von 2005 ist charttaugliche Popmusik

Ich mag die Spiegelung der Luft
Und wenn die Sehnsucht nie verpufft
Den Glanz des Lebens in einem Tag
Ich mag den Zweifel, der an mir nagt
Wenn meine Angst mich schnell verlässt
Ich mag den Tanz, das Idiotenfest
Wenn wir irren, nachts im Kreis
Eine Bewegung gegen den Fleiß

Der Turm

Reingezappt in das TV-Event zum Tag der Deutschen Einheit. Just in dem Moment, als mal wieder in der staatlichen Gewalt am Ende der DDR geschwelgt wurde.

Meine erste Assoziation: Als von diesem schrecklichen System zu Studium und Promotion gezwungenes Arbeiterkind habe ich erst lange nach der Wende Gummiknüppel und Pfefferspray fühlen gelernt – als Demonstrant gegen Naziaufmärsche.

Hirnforscher und Philosoph

Gerald Hüther und Maik Hosang in ihrem neuen Buch:

Vielleicht ist die Liebe in Wirklichkeit eine Suche, vielleicht sind Liebende einander Suchende, die etwas von der Suche des Anderen, von seinem Ringen nach Ganzheit erahnen. Vielleicht ist Liebe eine Suche nach der Offenheit für das in uns, was größer ist als wir selbst, von dem wir abgeschnitten sind durch unser Begehren, unsere Angst und unsere von anderen übernommenen Vorstellungen und Wünsche. Vielleicht ist Liebe eine Suche nach sich selbst, nach einer in uns selbst verborgenen Kraft, oder nach dem Anderen und einer in ihm oder ihr verborgenen Kraft. Wenn Liebe als eine solche Suche verstanden wird – so verschwommen unsere Vorstellung von dieser Suche auch sein mag – geht es in der Liebe nicht um die Befriedigung definierter, objektivierbarer und messbarer Bedürfnisse. Liebe wäre dann vielmehr ein Prozess des Werdens, ein Prozess der Entfaltung und der Entwicklung von Menschen in der Wechselwirkung ihrer Beziehung. Vielleicht ist Liebe also so etwas wie ein Motor für die Koevolution des Menschen, ein Prozess in dem sich Menschen wechselseitig die Erfüllung und Verwirklichung ihrer tiefsten Sehnsüchte in Aussicht stellen.