Ach ja, zielgruppengerecht gab es am Sonnabendabend (vor einer Woche) für mich Bernadette La Hengst. In der Neuen Residenz im Rahmen des Theaterfestivals „Theater der Welt“. Die kostenlose Festivallounge – Schauspieler, Studenten, ältliche Pärchen (wie wir) sitzen auf gediegenen Gartenmöbeln essen Tapas von Papptellern und trinken Bier aus Plastebechern. Nicht die übliche Untergrundlocation a lá Rote Flora. Bernadette La Hengst stapft in ihren roten Kniestrümpfen etwas unschlüssig übers Gelände. Es braucht eine halbe Stunde, bis sich der Platz vor der Bühne füllt und die Veranstaltung Konzert genannt werden kann.
Aber dann haben sich Publikum und Band aufeinander eingestellt. Und die Polit-Botschaft, die musikalisch sonst eher in bitterbösem Punk oder theatralischem Liedermacherschmacht verpackt wird, tönt von der Bühne: „Ich will mich nicht entscheiden müssen zwischen Scheiße und Scheiße“ oder „Ein Kasten Bier nach Feierabend hält uns sicher hält uns warm und hindert uns daran endlich einzusehn, dass Arbeit uns nur unsere Zeit stiehlt und unsere Ideen.“ Und überhaupt „hatte ich mir doch vorgenommen, nie wieder vormittags aufzusteh’n.“
Und in der Schlusszugabe protzt Sie noch, was für eine tolle Kerlin sie ist, wie sie vorm Stacheldraht in Heiligendamm Blockflöte gespielt hat und mit Steinmeier Fußball für die Junge Welt geguckt hat.