Heringe und Hegel

Letztens war ich im Ozeaneum in Stralsund. Ich stand lange vor den großen Becken mit den Heringsschwärmen. Der Schwarm bewegte sich wie ein Organismus und bestand doch aus „autonomen“ Subjekten. Es gab Phasen stationären führungslosen Kreisens. Und doch schraubte sich der Schwarm in eine bestimmte Richtung. Dann wieder schwammen alle in eine bestimmte Richtung. Es befanden sich wohl einige Individuen an der Spitze – aber den ganzen Schwarm beobachtend, schien es lächerlich, diesen Individuen einflussreiche Führerschaft zuzuschreiben. Und manchmal scherten einzelne Fische aus, ohne dass es Einfluss auf den Schwarm gehabt hätte. Manchmal jedoch änderten mehrere Fische gleichzeitig die Richtung, bildeten einen Unterschwarm, der sich selbständig weiterbewegte – der wieder zurück zum Hauptschwarm fand – oder aber die neue Richtung vorgab. Die Fische konnten nicht rückwärtsschwimmen. Überhaupt waren alle Richtungswechsel sehr stetig.
Und der Hegel fiel mir ein, mit seinem „Für-sich-Sein“ und „Für-andere-Sein“ und dem „An-sich-Sein.“ So ein Einzelhering ist kein richtiger Hering mehr, nur so ein orientierungsloses Einzeldingens. Der ganze Schwarm ist aber auch nicht der Hering „an sich“ Der Hering lässt sich nur als dialektische Einheit aus Einzelhering und Schwarm begreifen.
Ein Beitrag zum Thema „Was soll ich tun?“ Wenn ich der Meinung bin, der Schwarm schwimmt in die falsche Richtung, dann kann/muss ich ihm nicht folgen. Je mehr meine Einschätzung vom Mainstream abweicht, desto unwahrscheinlicher, dass sich mir jemand anschließt. Aus der Mitte des Schwarms heraus ist es wohl besonders schwer, sich etwas anderes vorzustellen, als mit der Menge zu schwimmen.
Trauer um den Abschied von der Hoffnung auf eine ultimative Antwort. Aber auch soetwas wie friedliche Weisheit, das alles so ist wie es ist.

Früher war mehr Lametta

Die motorischen Grundfähigkeiten, also Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Beweglichkeit und Koordination, sind bei den heutigen Kindern bis zu 15 Prozent geringer als noch Mitte der 1980er Jahre. Etwa jedes siebte Kind in Deutschland ist mittlerweile übergewichtig. Fast jedes zweite Grundschulkind hat Haltungsschwächen, weil es sich zu wenig bewegt. (Quelle: tk-aktuell 1-2012)