Migration

Aus einem Ankündigungstext einer Diskussion mit Justus Wertmüller:

Wo hinein sollen sich die Zuwanderer eigentlich integrieren? Ist die Zugehörigkeit zur sogenannten Mehrheitsgesellschaft eigentlich auch anders als durch eine Art Arierausweis auszumachen? Gibt es die neuerdings beschworene christlich-jüdische Tradition wirklich und was soll das eigentlich bedeuten? Oder soll die Mehrheitsgesellschaft der Zukunft ein Patchwork der Minderheiten sein, die jeweils ihre völkische, kulturelle und religiöse Identität als absolut schützenswertes Gut hochhalten? Dass man in Deutschland traditionelle ein Problem mit der individuellen Freiheit hat, dürfte bekannt sein. Man lebt zwar so frei wie nie zuvor in diesem Land, auch als Frau, Schwuler oder Linksradikaler, zugleich gehört es zum guten Ton, alle Voraussetzungen dieser persönlichen Freiheiten pauschal zu verunglimpfen und öffentlich gegen ihre Verteidigung zu agitieren. Das, was man an der islamischen Formierung zu kritisieren hätte, die autoritäre kollektive Zurichtung ihrer Angehörigen in einem Zwangsverband, der keinen Notausgang mehr haben soll, will man in Wirklichkeit selber. So beginnen die Ideologen der offenen Zuwanderergesellschaft an den Migranten zu schätzen, was die schwächsten unter ihnen am meisten fürchten: Die Ethnisierung, die Verbannung in die Parallelgesellschaft, der große Terror der autochthonern Kultur und Religion. So werden aus Leuten mit türkischem Familienhintergrund Muslim und Muslima, eine Konstruktion, die mit der Lebensrealität und den privaten Wünsche und Sehnsüchten der meisten in Deutschland lebenden „Türken“ nichts zu tun hat, sondern nur die Begehrlichkeiten ihrer selbsternannten Verwalter widerspiegelt.

Antiatomdemo in Halle

Letztens rollte ein Castorzug durch Halle. Es gab eine entsprechende Demonstration der Protestlage der lokalen Bevölkerung.
Es waren mehr Leute als zu Antikriegsdemos vor 10 Jahren, als eine Frau aus Serbien jedem Teilnehmer eine Rose schenken konnte. Es waren mehr als die 30-50, die innerhalb von ein paar Stunden aufgetrieben werden können, wenn kurzfristig eine Nazimahnwache auftaucht. Es waren weniger als bei den Anläufen zu Hartz-IV-Montagsdemos. Und es waren Größenordnungen weniger als die 60%, die gegen Atomkraft seien sollen.
Wie viele? Der Mann vom MDR, der um 16:55 Interviews führte, drehte sich einmal um seine Achse und recherchierte durch diesen Rundblick eine Zahl: „Na höchstens 100.“ Ein Aktiver stand an einer engen Stelle und zählte, als der Zug durch die Stadt an ihm vorbeilief. Ich habe einen Zug von etwa 300 m Länge gesehen. Weiterlesen „Antiatomdemo in Halle“

Saure-Gurken-Zeit

Der Herr Hegel spricht:

Philosophie ist ihre Zeit, in Gedanken erfasst.

Das gefällt mir gut. Die Philosophen erscheinen so nicht als unabhängige, geniale Denker. Eher kondensieren sie in ihren tiefdurchgeistigten Schriften den jeweils aktuellen Zeitgeist. Und wenn ich dann schaue, was aktuelle Philosophen, wie Baudrillard oder Sloterdijk so brabbeln, dann scheint Revolution in Europa seit ein paar Jahrzehnten tatsächlich gerade nicht auf der Tagesordnung zu stehen.

Propheteninvasion II

Ich habe mich ja schonmal über das Thema aufgeregt. Und jetzt in der praktischen Philosophie geht das weiter. Einer nach dem andern begeistert sich für Euklidische Geometrie oder später die modernen Naturwissenschaften und kommt dann mit der ultimativen Ethikformel. Aristoteles lässt einfach so, geradezu axiomatisch, alle nach dem Guten streben. Die Stoiker bleiben cool und ertragen alles mit Gelassenheit. Hobbes droht mit dem Leviathan. Kant befreit sich mit seiner Aufklärung von selbstverschuldeter Unmündigkeit, um sich mit allerlei Pflichtgedöns seinem kategorischen Imperativ zu unterwerfen. Nächste Woche kommt dann noch Hegel…

Wenigstens bläst mein Aristoteleslehrer Ulrich Seeberg in ein ähnliches Horn:

Die abendländische Philosophie weist nun darüber hinaus die Eigentümlichkeit auf, nach grundlegenden Begriffen oder Aussageweisen zu suchen – den Kategorien -, die über den bloßen Wechsel oder die potentiell unendliche Vielfalt von Situationen hinausgehen: ethische Grundsachverhalte und -begriffe wie auch erkenntnistheoretische.

Keiner hat den Arsch in der Hose zu sagen: Sorry es kann ja sein, dass es gut tut Gutes zu tun, aber mir fällt echt kein toller universeller Grund ein, warum man es tun sollte. Die einzige Ausnahme, die mir bisher begegnet ist, ist Günther Anders.

Immer wieder schön zu lesen

So eine Zusammenstellung von Politikerzitaten:

  • Wir waren den Ausländern gegenüber zu tolerant. (Edmund Stoiber, CSU)
  • Von Ausländern erwarte ich, dass sie Deutsch lernen und allmählich immer deutscher werden. (Hans-Peter Uhl, CSU)
  • Wenn türkischstämmige junge Leute hier in der dritten, vierten Generation aufwachsen, wenn sie zum großen Teil die deutsche Staatsbürgerschaft haben, dann bin ich ihre Bundeskanzlerin. (Angela Merkel, CDU. 2008)
  • Ein Blick auf die demografische Entwicklung zeigt, wie sehr wir diese Kinder brauchen: In 20, 30 Jahren erwarten wir von diesen Kindern, dass sie innovativ und verantwortungsbewusst dieses Land tragen. (Ursula von der Leyen , Familienministerin, 2008)
  • Der deutsche Nachwuchs heißt jetzt Mustafa, Giovanni und Ali! (Cem Özdemir, Bündnis90/Die Grünen, 2010)
  • Migrantenkinder sind unsere Zukunft. (Ursula von der Leyen, Familienministerin)
  • Bitte übe deine Religion in einem muslimischen Land aus und ich bin auch bereit, da ein bisschen nachzuhelfen. (Günther Beckstein, CSU, über Islamisten, 2002)
  • Da braucht es kein Gericht, die ganze Sippschaft gehört hinaus. (Günther Beckstein, CSU, über Türken, 2002)
  • Wer unser Gastrecht missbraucht, für den gibt es nur eines: Raus, und zwar schnell! (Gerhard Schröder, SPD. 1997)
  • Hier wird ein Wissen abverlangt, über das die meisten Deutschen wohl erst verfügen, wenn sie ein Semester Staatsrecht studiert haben. (Volker Beck, Die Grünen zum vorgeschriebenen Einbürgerungstest)
  • Er fordert, dass unauffällig in Deutschland lebende Ausländer überwacht werden sollten. (Olaf Scholz SPD, Hamburger Innensenator)
  • Die Zahl der Ausländer in Deutschland muss halbiert werden. (Bundeskanzler Helmut Kohl, CDU, 1983)

gefunden im Material zur Ausstellung „Migration – Leben in zwei Welten“