Che2001 berichtet über den Tod von Conny Weßmann.
Monat: November 2009
Brief des Indianerhäuptlings SEATHL
an den Präsidenten der USA aus dem Jahre 1855, gefunden auf einem Cover von Ton Steine Scherben.
An der Rede wird schön deutlich, was es mit der These auf sich hat, dass Persönlichkeit oder Individualität Erfindungen des Westens sind.
Wladimir Kaminer in Bad Elster
Das geistert mir immer noch im Kopf rum von der Lesung mit Wladimir Kaminer:
Er hat erst in Deutschland Donkosakenchöre kennengelernt, dafür gebe es in Russland so bayrische Folkloregruppen, die er so in Deutschland noch nicht gesehen habe.
Und dann noch die mongolische Übersetzung von Marx‘ Kapital. Die Sprache so einer Nomadengesellschaft tat sich ziemlich schwer mit dem Thema. Es mussten allerlei neu Wörter erfunden werden: Erdmelker für Bauer und Maschinenlenker für Arbeiter.
Schlauer Spruch?
Der Herr Kierkegaard sagt:
Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.
Ja nun, das haben die Soziologen auch rausgefunden, dass die Leute in Gesellschaften mit geringem Wohlstandsgefälle zufriedener sind. Da gibts nichts zu vergleichen. Die Indianer mit ihren Schenkorgien haben sogar inverse Bereicherungsrituale. Schwierig wirds, wenn ich den Spruch nehme zum Akzeptieren von Unterschieden – dann bin ich schnell bei Karma und natürlichen Rangordnungen.
Schulgedöns
Reinhard Kahls überragender Film darüber, wie Schule auch bei uns gelingt.
Besonders hübsch der Herr von McKinsey, der nach den selbstmotivierten Kreativzombies kräht, die sich freudvoll selbst ausbeuten. Das ist schon ein Dilemma – weder moderner Kapitalismus noch Kommunismus können mit braven Lemmingen, die gut am Fließband funktionieren, was anfangen.
Wenn zwei das selbe machen…
Im Rahmen des Alternativen Vorlesungsverzeichnis läuft bei mir so eine Reihe zu Queer Studies. Letztens gab es: Unlikely Couples? Queere Inszenierungsstrategien und maskulinistische Musik-Subkulturen. Es ging so um martial industrial wie Blutharsch oder Feindflug oder extreme metal wie Cradle of Filth.
Ausgangspunkt waren die queeren Inszenierungsstrategien:
- Überzeichnung (das Überzeichnen femininer Klischees bei drag queens)
- Rekonstektualisierung (etwa Brusthaare + BH)
- Ironie/Parodie
- Uneindeutigkeit (optische Verwischung wie bei drag kings)
und die dabei postulierten Wirkmechanismen Transgression, Provokation und Tabubruch.
Na gut. Nun stellte sich aber heraus, dass ähnliches auch für die erwähnten Musiksubkulturen gilt, die mit Naziästhetik und extremen Männlichkeitswahn kokettieren.
Und jetzt fand die Referentin aber ein Problem. Zwar könne man nun sagen Queer-Aktivisten und Dark-Metal-Musiker hätten unterschiedliche Motive für das, was sie tun und dann sind die einen wieder die Guten und die anderen die Bösen. Aber nun postuliert die Queer-Theorie-Ikone Judith Butler aber gerade Subjektivität als diskursives Konstrukt, damit sind Motivation oder Intension wieder raus – und dem „gesunden Menschenverstand“ zuwiderlaufende Verwirrungen entstehen.
Umgrünung
Glaucha bei n-tv
Das ist ja mal lustig. Das „Westfernsehen“ berichtet über meine Heimatstadt und lügelt ausnahmsweise mal in positiven Sinne. Der erwähnte Garten ist bei mir um die Ecke. Seit dem Sommer verriegelt und verammelt. Bei den Machern von postkult.de heißt es:
Im August haben Jugendliche aus ganz Europa im Rahmen eines internationalen Workcamps mitgeholfen, aus einer Brachfläche einer Baulücke in der Torstraße (Haltestelle Kurt-Tucholsky-Straße) in Halles ersten Stadt- und Bürgergarten zu machen. Dieser steht nun interessierten BürgerInnen als Garten offen und wird schon jetzt von einem Kindergarten genutzt. Gemeinsam mit dem THALIA-Theater und im Rahmen des THALIA-Format-Stipendiats startet derzeit außerdem das Projekt Theaterbeet, ein theatralisches Gartenprojekt. Mit all diesen Projekten wollen wir zeigen, dass Naturerleben auch in der Stadt möglich und sinnvoll ist – wenn man etwas dafür tut…
Das liest sich irgendwie nicht wie Eigeninitiative der Bürger. Eher so wie Entwicklungshilfe. Gutmenschen ziehen los in unterentwickelte Gebiete und machen den Negern/sozial Gebrennpunkteten tolle Geschenke – und wenn sie wieder weg sind, ist alles wieder beim alten.
Esoteriksumpf
Schulkritik
Bei Radio Island gibt es einen ganz brauchbaren 40-minütigen Beitrag zu radikaler Schulkritik. Wesentliche Thesen:
- Der Lehrer ist zuerst dem Staat verpflichtet und dann erst dem Schüler.
- Übliche Schulkritik ist systemimmanent (z.B. K.R.Ä.T.Z.Ä.).
- Kirche oder Militär werden hinterfragt aber nicht die Institution Schule.
Und ziemlich am Schluss noch ein kritisch theoretisches „Du hast keine Chance. Nutze sie.“
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