Eckhart Tolle und Friedrich Nietzsche

Betrachte die Herde, die an dir vorüberweidet: sie weiß nicht, was Gestern, was Heute ist, springt umher, frißt, ruht, verdaut, springt wieder, und so vom Morgen bis zur Nacht und von Tage zu Tage, kurz angebunden mit ihrer Lust und Unlust, nämlich an den Pflock des Augenblicks, und deshalb weder schwermütig noch überdrüssig. Dies zu sehen geht dem Menschen hart ein, weil er seines Menschentums sich vor dem Tiere brüstet und doch nach seinem Glücke eifersüchtig hinblickt – denn das will er allein, gleich dem Tiere weder überdrüssig noch unter Schmerzen leben, und will es doch vergebens, weil er es nicht will wie das Tier.

Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, was Tolle mit seinem „Jetzt“ zelebriert. Wir europäisch Sozialisierten denken in Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft. Strebt Tolle den Schafzustand von Nietzsche an, dann geht es um eine einfache Negation von Vergangenheit und Zukunft, die nachhaltiges Handeln erschwert. Oder geht es um den Appell, die aktuellen Möglichkeiten im Hier-und-Jetzt deutlicher zu sehen und sie nicht von Vergangenheit und Zukunft verschütten zu lassen.

Katja Kipping

im Sommerinterview beim ZDF. Ach, das war eine traurige Veranstaltung. Nichts von der Bedächtigkeit eines Interviews mit Günther Gaus.

Boshaft voreingenommene Fragestellungen. Hastig abgespulte Antworten, die nicht auf die Fragen passen können, weil die Linke zumindest noch restlinke Positionen vertritt. Ich sehe die Falten zwischen den Augen der Interviewten. Ich suche, wie sie entspannter aussieht.

Die Unmöglichkeit das System von oben zu reformieren.

Und dann auch noch Kompromissbedingungen für die regierungsgeile Linke, um von ihrem radikalen Pazifismus abzurücken (ab 15:00).