Monat: November 2010
Garstiger Splitter
Hoimar von Ditfurth sieht in der Erbsünde
„jene unserer kardinalen Schwächen, auf die auch die evolutionäre Betrachtung des heutigen Menschen uns hat stoßen lassen: unsere prinzipielle, aus unserer „Natur“ entspringende Unfähigkeit, das, was wir als richtig erkannt haben, auch zu tun.“
Na wenigstens sah das Sokrates vor mehr als 2000 Jahren optimistischer:
„Wer das Richtige / Gute weiß, der tut es auch.“
John Locke
hat maßgeblich die Präambel der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung beeinflusst:
Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, dass alle Menschen gleich erschaffen wurden, dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt wurden, worunter Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit sind. Dass zur Versicherung dieser Rechte Regierungen unter den Menschen eingeführt worden sind, welche ihre gerechte Gewalt von der Einwilligung der Regierten herleiten; dass sobald eine Regierungsform diesen Endzwecken verderblich wird, es das Recht des Volkes ist, sie zu verändern oder abzuschaffen, und eine neue Regierung einzusetzen, die auf solche Grundsätze gegründet, und deren Macht und Gewalt solchergestalt gebildet wird, als ihnen zur Erhaltung ihrer Sicherheit und Glückseligkeit am schicklichsten zu seyn dünket.
Passt gut zu so einem Kommentar heute im ND, der DDR-1989 und D-heute/Gorleben/Stuttgart21 verknüpft. Und wahrscheinlich wäre eine deutsche Revolution heute genauso rückwärtsgewandt wie die Ereignisse 1989.
Protect Me
Ich habe mir das Teil im Oktober in der Schaubühne angesehen. Natürlich war ich sackig über den eitlen Großstadtneurotikerscheiß, so ein Singlegedöns von Leuten ohne Kinder, aber mit Psychoanalytiker. So Leute, die sich in teuren Kreisen bewegen, wo ihnen die schrecklichen Bänker über den Weg laufen. Nabelschau. Sinnkrise.
Aber he, ich lebe doch genauso. Übungsgruppe gewaltfreie Kommunikation. Teure Zahnimplantate, dreimal im Jahr Verreisen, sicherer hirnrissiger Job, über die schreckliche Welt bloggen….
Der Waagerechte Wurf
im Zeitalter der humanitären Hilfe und kriegsähnlicher Zustände:
Quelle: Lehmann, Schmidt: Physik – Kinematik, Dynamik, Energie, STARK 2001
Sixtus hat keine Angst
Wir haben keine Angst nimmt die Terrorhysterie aufs Korn. Besonders gefallen mir:
Rousseau
Der erste, der ein Stück Land mit einem Zaun umgab und auf den Gedanken kam zu sagen »Dies gehört mir« und der Leute fand, die einfältig genug waren, ihm zu glauben, war der eigentliche Begründer der bürgerlichen Gesellschaft. Wie viele Verbrechen, Kriege, Morde, wieviel Elend und Schrecken wäre dem Menschengeschlecht erspart geblieben, wenn jemand die Pfähle ausgerissen und seinen Mitmenschen zugerufen hätte: »Hütet euch, dem Betrüger Glauben zu schenken; ihr seid verloren, wenn ihr vergesst, dass zwar die Früchte allen, aber die Erde niemandem gehört.
Thomas Hobbes
legte die Grundlagen der allgemeinen deutschen Stammtischphilosophie. Ausgehend von so „staatsklugen“ Tieren wie Bienen oder Ameisen formuliert er 5 Axiome:
- Erstens, die Menschen liegen der Ehre und Würde wegen miteinander in einem beständigen Wettstreit; jene Tiere aber nicht. Unter den Menschen entsteht hieraus sowie aus weiteren Ursachen häufig Neid, Haß und Krieg; unter jenen aber höchst selten.
- Zweitens, unter den genannten Tieren ist das allgemeine Gut auch das Gut eines jeden einzelnen; so wie nun jedes von ihnen nach diesem strebt, so fördert es ebendadurch auch jenes. Der Mensch aber kennt bei allem, was er besitzt, keine höhere Freude, als daß andere nicht so viel haben.
- Drittens, weil diesen Tieren die Vernunft fehlt, finden sie an der allgemeinen Verwaltung nichts zu tadeln; unter den Menschen dünken sich aber viele klüger und zur Regierung fähiger zu sein als andere, und weil daher ein jeder nach seiner Einsicht bessern will, so entsteht Uneinigkeit unter ihnen und dadurch Krieg.
- Viertens, wenn diese Tiere auch eine Art von Stimme haben, welche ihre Begierden andeutet, so fehlt ihnen doch die große Kunst, durch deren Hilfe die Menschen es so weit bringen, daß das Gute für Böses, das Böse für Gutes, das Große für Kleinigkeit und die Kleinigkeit für ein Großes gehalten wird und einer des andern Handlung so hinstellt, daß Unruhen unvermeidlich werden.
- Fünftens, die Tiere kennen keinen Unterschied zwischen Schaden und Unrecht; solange ihnen nichts fehlt, beneiden sie die andern nicht. Wenn aber der Mensch Muße und Vermögen im Überfluß hat, ist er am unleidlichsten; weil er unter solchen Umständen am meisten geneigt ist, seine Weisheit dadurch zu zeigen, daß er die Handlungen derer, welche am Staatsruder sitzen, bitter tadelt.
Seine Lösung, die straffe Hand:
Um aber eine allgemeine Macht zu gründen, unter deren Schutz gegen auswärtige und innere Feinde die Menschen bei dem ruhigen Genuß der Früchte ihres Fleißes und der Erde ihren Unterhalt finden können, ist der einzig mögliche Weg folgender: jeder muß alle seine Macht oder Kraft einem oder mehreren Menschen übertragen, wodurch der Willen aller gleichsam auf einen Punkt vereinigt wird, so daß dieser eine Mensch oder diese eine Gesellschaft eines jeden einzelnen Stellvertreter werde und ein jeder die Handlungen jener so betrachte, als habe er sie selbst getan, weil sie sich dem Willen und Urteil jener freiwillig unterworfen haben.
Sonnabendliche Lektüre
Aristoteles kennt keine Arbeit
Der Herr wird mir richtig sympathisch. Otfried Höffe schreibt in seinem Buch „Aristoteles“:
Zu vielen Themen einer Handlungstheorie verdanken wir Aristoteles maßgebliche Analysen. Es fehlt jedoch der Begriff für eine der elementarsten menschlichen Tätigkeiten, die Arbeit. Das Defizit ist umso erstaunlicher, als Aristoteles die zuständigen Untersuchungen zur oikonomia als relativ selbständige Teile der politischen Philosophie behandelt. Zwar finden wir bei ihm schon Bausteine für den Arbeitsbegriff, so etwa das Moment des Herstellens (poiesis) und das Moment des Sich-Abmühens (ponein). Diese Momente werden aber nicht zusammengebracht und um das Moment der Umgestaltung der Natur zum Zweck der Bedürfnisbefriedigung erweitert. Erklären läßt sich das Defizit, das generell auf die Antike zutrifft, mit einer aristokratischen Mußegesellschaft, in der nur die nichtökonomischen Tätigkeiten – Wissenschaft und Politik, Theater, Spiel, Sport und Kunst – zählen, während den typischen „Arbeitsberufen“, den Handwerkern und Tagelöhnern, sogar die Tugend abgesprochen wird.
Kann schon sein, dass an dem Aristokratieelement was dran ist. Aber „Arbeit“ hat in vielen Sprachen keine sonderlich ehrenvolle Sprachwurzel. Und vielen afrikanischen Sprachen fehlt dieses abstrakte Konstrukt vollständig. Da gibt es Verben für Feuermachen oder Holzhacken. Aber dieses „Ich gehe jetzt die Natur umgestalten zum Zwecke meiner Bedürfnisbefriedigung“ gibt es einfach nicht. Wozu auch? Und überhaupt scheint mir diese Definition von Arbeit ziemlich schräg.