Peter Handke in „Wunschloses Unglück“ über seine Mutter, Jg. 1920, wie sie den Anschluss Österreichs 1938 erlebte:
»Wir waren ziemlich aufgeregt«, erzählte die Mutter. Zum ersten Mal gab es Gemeinschaftserlebnisse. Selbst die werktägliche Langeweile wurde festtäglich stimmungsvoll, »bis in die späten Nachtstunden hinein«. Endlich einmal zeigte sich für alles bis dahin Unbegreifliche und Fremde ein großer Zusammenhang: es ordnete sich in eine Beziehung zueinander, und selbst das befremdend automatische Arbeiten wurde sinnvoll, als Fest. Die Bewegungen, die man dabei vollführte, montierten sich dadurch, daß man sie im Bewußtsein gleichzeitig von unzähligen anderen ausgeführt sah, zu einem sportlichen Rhythmus – und das Leben bekam damit eine Form, in der man sich gut aufgehoben und doch frei fühlte.
Ach, wie ich es kenne, dieses wohlig-warme, elektrisierende Wir-Gefühl. Bei der Sitzblockade, beim Arbeitseinsatz, beim Umzug aus einer ungeliebten Wohnung in eine schönere. Wir schaffen etwas gemeinsam. Und es ist gut. (Und die Prüfung, ob es gut ist, ist recht oberflächlich, kommt in der Euphorie zu kurz.)