Aus Noah Sow: Deutschland Schwarz Weiss
Wir verlangen, dass Flüchtlinge nicht allein aus wirtschaftlichen Interessen zu uns herüberkommen dürfen, sondern erst ihr eigenes Land auf die Reihe kriegen sollen. Gleichzeitig aber feiern wir in fünf verschiedenen Fernsehsendungen Weiße, die ohne guten Grund und ohne Kultur- oder Sprachkenntnisse in andere Länder gehen, weil sie sich davon mehr Wohlstand und ein glücklicheres Leben erhoffen. ‚Auswanderer’ und ‚Abenteurer’ nennen wir die dann und sind von ihrem Mut fasziniert. Sind sie aber Schwarz oder Afrikaner, sind Leute mit genau demselben Verhalten für uns plötzlich ‚Wirtschaftsflüchtlinge’ und ‚naiv’ und werden nicht als Helden oder mutig sondern als Bedrohung empfunden und dementsprechend behandelt. Und wir denken uns nicht einmal etwas dabei. […]
So erhält ein und dieselbe Sache verschiedene Namen, und wir erlauben uns dadurch auch verschiedene Betrachtungsweisen und Abstufungen von Sympathie, Mitgefühl, Respekt, Identifikation. Weil wir gelernt haben, dass wir das dürfen.