2 x SIPRI

  1. Die Tagesschau geht auf den Rückgang des weltweiten Rüstungsgeschäfts ein, betont dass deutsche Unternehmen unter den Top100 nur kleine Fische sind.
  2. Die taz findet in derselben Studie etwas ganz anderes wichtig: „Deutsche Rüstungskonzerne verkauften 2011 bis zu 55 Prozent mehr.“

Ego vs. Eco

Seit einiger Zeit geistert die folgende Darstellung durchs Netz:

Als mir das Teil das erste Mal über den Weg lief, fand ich es auch gut. Jetzt würde ich es gerne verbessern – oder zumindest darauf hinweisen, dass wir in unserem Menschsein wohl nicht zurück können zum archaisch vernetzten Zustand des „Eco“ – aber was wir können, ist erkennen, dass unsere strikte Begriffswelt nur einige Aspekte der Welt wiederspiegelt. In diesem Sinne sollte die Darstellung nicht als Widerspruch aufgefasst werden, sondern es sind beide Seiten zu denken/fühlen/leben.

Oder wenn ich an die Regeln zum Dialog nach Martin Buber denke, wie sie Johannes Schopp formuliert hat:

  • Jede/Jeder genießt den gleichen Respekt.
  • Ich mache mir bewusst, dass meine „Wirklichkeit“, nur ein Teil des Ganzen ist.
  • Ich genieße das Zuhören.
  • Ich verzichte darauf, (m)eine Lösung über den Lösungsweg meines Gegenübers zu stellen.

Dann scheint mir dies ein ganz brauchbarer Ansatz zu sein um mit der Welt außerhalb meines Denkens in Dialog zu treten.

Lebensmitteltausch


Keine Riesensache, eher so ein kleines Teilchen. Am Tag X in der Zeit Y am Ort Z kann man Lebensmittel abgeben und andere wieder mitnehmen, ohne Preisverhandlungen, nur geregelt durch die eigene Vernunft. Eine Miniaktion, Nudeln oder Pfefferkuchen vor ihrem Weg in den Bauch ein wenig von ihrem Warencharakter zu befreien. Und eigenartigerweise macht es für mich wirklich einen Unterschied, ob ich den Tee, den ich gerade trinke, gekauft habe oder geschenkt bekommen habe.
Was mir nur nicht klar ist: Was bedeutet jetzt dieser Internetüberbau, dass sich da Leute für diese Sache über Facebook vernetzten anstatt soetwas mit den Nachbarn im Haus zu veranstalten. Ist das jetzt verklemmte Nerdigkeit oder eine sinnvolle neue Qualität.

Der Laternenanzünder

findet die Sympathie des kleinen Prinzen von de Saint-Exupéry:

Es kann gut sein, dass dieser Mann ein bisschen verrückt ist. Doch ist er weniger verrückt als der König, der Eitle, der Geschäftsmann und der Säufer. Seine Arbeit hat wenigstens einen Sinn. Wenn er seine Laterne anzündet, so ist es, als setzte er einen neuen Stern in die Welt, oder eine Blume. Wenn er seine Laterne auslöscht, so schlafen Stern oder Blume ein. Das ist eine sehr hübsche Beschäftigung. Es ist auch wirklich nützlich, da es hübsch ist.

Aber wie die Geschichte weiter geht, das trifft mich als braven, abhängig Beschäftigten, der keine Existenz hat, der sich nicht selbständig gemacht hat, tief:

„Guten Tag. Warum hast du deine Laterne eben ausgelöscht?“

„Ich habe die Weisung“, antwortete der Anzünder. „Guten Tag.“

„Was ist das, die Weisung ?“

„Die Weisung, meine Laterne auszulöschen. Guten Abend.“

Und er zündete sie wieder an.

„Aber warum hast du sie soeben wieder angezündet ?“

„Das ist die Weisung“, antwortete der Anzünder.

„Ich verstehe nicht“, sagte der kleine Prinz.

„Da ist nichts zu versteh’n“, sagte der Anzünder. „Die Weisung ist eben die Weisung. Guten Tag.“

Und er löschte seine Laterne wieder aus.

Dann trocknete er sich die Stirn mit einem rot karierten Taschentuch.

„Ich tue da einen schrecklichen Dienst. Früher ging es vernünftig zu. Ich löschte am Morgen aus und zündete am Abend an. Den Rest des Tages hatte ich zum Ausruhn und den Rest der Nacht zum Schlafen . . .“

„Und seit damals wurde die Weisung geändert ?“

„Die Weisung wurde nicht geändert“, sagte der Anzünder. „Das ist ja das Trauerspiel! Der Planet hat sich von Jahr zu Jahr schneller und schneller gedreht, und die Weisung ist die gleiche geblieben!“

Das Elend derer, die im fordistischen Paradies des kleinen Mannes geprägt wurden.

Crossroads: Labor Pains of a New Worldview

Mein Wochenendfilm (64min) gefunden auf Films for Action.

  • Man beachte: Unten auf der Seite sind alle Leute, die in dem Film auftauchen vorgestellt und verlinkt.
  • Ein Lob des Rhizoms, der Multitude, des Mehrdimensionalen, der Aufhebung persönlicher Identität.
  • Ein Tritt gegen mechanistisches, monokausales Denken. Gegen genetisch-darwinistischen Kausalismus.
  • Die Krise ist vernetzt. Müßige Henne-oder-Ei-Analyse, ob es um eine wirtschaftliche, ökologische oder Bewusstseinskrise geht. Das macht Mut. Wenn ich meinen Arsch hochkriege und mich entscheide, zu den Guten zu gehören, dann muss ich mich nicht erst entscheiden, ob ich politisch, spirituell, umweltschützerisch oder noch anders was mache – egal was, Hauptsache solidarisch Leben beginnen.
  • Die Leute, die über soziale Netzwerke forschen, haben eine kritische Masse bestimmt: Wenn 10% von etwas Neuem überzeugt sind, dann setzt es sich durch. 10% von Halle, der Stadt in der ich lebe, sind 23.000 Leute. Die Heldentage haben maximal ein paar 100 interessiert. Wenn es gegen ein Naziaufmarsch geht, sind 1.000 Gegendemonstranten viel. Heißt das, die alternativen Fuzzis stehen auf verlorenem Posten oder steht der Schneeballeffekt-Quantensprung kurz bevor. Keine Chance auf verlässliche Prognosen.

Rassismus

Schöne Definition:

„Rassismus ist die Kombination von Macht und Vorurteil. D.h., egal wie sehr “türkisch-und arabischstämmige” Jugendliche über die Gruppe xy schimpfen: Es bleibt bei einem Vorurteil – anders als beim Rassismus von Menschen aus der Mehrheitsgesellschaft, die in Machtpositionen sind (Lehrer_innen, Beamt_innen etc.). Dieser Rassismus wird täglich reproduziert und hindert bestimmte Menschen, an Ressourcen zu kommen oder am gesellschaftlichen Leben in allen Bereichen zu partizipieren. Folglich können Sie in diesem Zusammenhang von Vorurteilen, Diskriminierungen oder Aversionen, jedoch nicht von Rassismus sprechen.“