Was erreichen Philosophen

und sonstige Weltverbesserer? Ich stand vor einem Gehege mit hunderten von Perlhühnern. Sie wogten hin und her wie ein Vogel- oder Fischschwarm. Die meisten orientierten sich an ihren Nachbarn. Mitten in der Masse sah ein Perlhuhn nichts anderes als andere Perlhühner und einen kleinen Ausschnitt des Bodens. Dann gab es ein paar Nachdenkliche, die standen auf kleinen Hügeln oder hatten längere Hälse, die hatten etwas mehr Überblick, sahen wo die Menge herkam und wo sie hinströmte, manche erkannten sogar die Form des Geheges und grübelten darüber, ob die Welt wohl hinter dem Zaun weitergehe. Sie taten auch ihr Wissen kund. Aber die Perlhühner machten insgesamt einen ohrenbetäubenden Lärm, so dass sie nur schwer zuhören konnten. Zudem war es so, dass die Hügelhühner ganz verschiedene Sachen erzählten. Die meisten Perlhühner konnten nur denen glauben, die etwas erzählten, das zu ihrer bisherigen Wanderung passte.

Kassandra fällt mir ein oder daVinci mit seinen Flugzeugen, aber auch Helmuth Kohl, der nicht die Einheit herbeiführte, sondern den Mantelsaum der Geschichte ergriff, als sie vorrüber wehte.

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Shifting Baseline

Fatalerweise erkennen Menschen weder die Veränderungen des Klimas noch des Sozialen. Ihre Sicht der Wirklichkeit verändert sich nämlich mit der Wirklichkeit. „Shifting baselines“ nennen Umweltpsychologen das Phänomen, dass Menschen immer jenen Zustand für den „natürlichen“ halten, der mit ihrer Lebens- und Erfahrungszeit zusammenfällt. Mit sich verschiebenden Referenzrahmen im Sozialen hat Welzer schon in seiner Studie über nationalsozialistische „Täter“ aus dem Jahr 2005 versucht zu erklären, „wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden“. Noch 1933 wäre die Judenvernichtung unvorstellbar gewesen, atemberaubend wenige Jahre später war sie es nicht mehr. Die „gefühlten Probleme“ des Klimawandels, prophezeit Welzer, werden Menschen zu radikalen Lösungen greifen lassen, an die sie zuvor nie gedacht hätten.

Der Sozialpsychologe listet keine künftigen Konflikte auf, er präsentiert die bisher eingetretenen Veränderungen des Sozialen so wie Naturwissenschaftler Messergebnisse. Die zweite Ebene seines Buches handelt von der Gewalt. Da Welzer, wie der polnische Philosoph Zygmunt Baumann, den Holocaust nicht für einen Betriebsunfall der Moderne, sondern für deren rationale Konsequenz hält, reflektiert er den bisher erreichten Standard der Gewaltanwendung an den Konflikten des 20. Jahrhunderts: an der nationalsozialistischen Judenvernichtung, am Völkermord an den Tutsi, den Kriegen und ethnischen Säuberungen in Jugoslawien, Darfur und Sudan. Mittlerweile sind zwischenstaatliche Kriege die Ausnahme. Es gibt Gewaltmärkte und Warlords, die mit Gewalt Geld verdienen und an deren Ende kein Interesse haben. (Quelle)

Oder so ähnlich auf SPON und als Vorlesung

Was sind Philosophen

Das, was die Menschen wissen oder glauben zu wissen, gleicht einem Haufen Tonscherben. Die Scherben scheinen irgendwie zusammenzupassen, so als gehörten sie zu einem ganzen Topf.
Die meisten Menschen haben eine ungefähre Vorstellung, wie der ganze Topf aussehenen könnte. Die fehlenden Scherben nennen viele Gott. Besonders runde Töpfe lassen sich formen, wenn nur Scherben genommen werden, die sehr gut zusammenpassen.
Es ist der Beruf des Philosophen aus den Scherben besonders vollständige und stabile Töpfe zu formen. Meist gibt es mehrere Möglichkeiten die vorhandenen Teile zu einem harmonischen Ganzen zu ergänzen.  Es scheint bis jetzt unklar, ob es jemals gelingen kann, sich auf eine Lösung des Puzzles zu einigen. Unterschiedliche Philosophen werfen sich gegenseitig die nur hypothetische Existenz der selbst hinzugefügten Teile vor.
Das Werk erfolgreicher Philosophen wird Teil des Scherbenhaufens. Deshalb benutzen unterschiedliche Kulturen unterschiedliche Töpfe.