Buchvorstellung in der JungenWelt:
Manche Theoretiker sehen auch in der Art, wie Jesus gegen die römische Besatzung und gegen die lokalen Machthaber seiner Zeit Widerstand geleistet, und welche Optionen er nicht in Betracht gezogen hat, einen Hinweis dafür, dass der Bezug zum Anarchismus legitim erscheint.
- Er weigerte sich, mit der römischen Besatzungsmacht zusammenzuarbeiten und die daraus resultierenden finanziellen Vorteile zu akzeptieren, wie das bei den Sadduzäern der Fall war.
- Er weigerte sich auch, nach Reformen im existierenden, unterdrückerischen System zu streben, wie es die Pharisäer taten.
- Auch kapselte er sich nicht völlig von der als fehlgeleitet betrachteten Gesellschaft ab, um ein »reines« Leben abseits dieser gestalten zu können, wie bei den Essenern.
- Und zu guter Letzt lehnte er auch den bewaffneten revolutionären Kampf, wie ihn die jüdischen Widerstandskämpfer der Zeloten propagierten, ab.
Jesus strebte eine völlige Umwälzung der herrschenden Verhältnisse und eine egalitäre Gesellschaftsordnung an und versuchte, dies ausschließlich mit dem Mittel radikaler und konsequenter Gewaltfreiheit zu erreichen. Dies alles tat er mit dem Ziel, alle Menschen auf die ihnen offenstehende Möglichkeit hinzuweisen, im Hier und Jetzt in das »Reich Gottes« einzutreten.
Passt alles wunderbar.
Außer: Wir und die. Widerstand „gegen die römische Besatzung und gegen die lokalen Machthaber“ impliziert dieses Gegensatzpaar: Wir sind die Guten – die anderen sind die Bösen, mit Widerstand zu behandeln.