Statt Tatort. Am Sonntag gab es bei mir „Wir könnten auch anders“ Die Einzelfakten waren für mich nicht neu: der Ulenkrug von Longo Mai, Wächterhäusler, Sozial Engagierte in Plattenbausiedlungen, Bürgermeister in maroden Provinzkäffern, Leute mit einer Pflanzenkläranlage, die sich gegen den Anschlusszwang wehren, eine Dorfschule in freier Trägerschaft, die nicht weitermachen darf, eine Verfechterin der Allmende, spinnerte Ökoaussteiger, Freaks. Was für mich ermutigend und neu war: All diese Bewegungsansätze wurden in einen Zusammenhang gestellt. Ganz im Sinne von Erich Kästner: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Integratives Denken und blubbernde Multitude.
Monat: Januar 2013
Halle im Spiegel
Die Tauschakademie mit einem wohlwollenden Artikel bei SPON. (Ist das jetzt gut oder schlecht?)
Hannah Arendt
Nachmittags um 16:45 im Programmkino. Eine ausverkaufte Vorstellung des Hannah-Arendt-Films.
- Ich habe mal in meinen eigenen Blogs nachgeguckt. Sie begleitet mich schon länger.
- Im Film wurden Auszüge aus dem Originalprozess gegen Eichmann verwendet. Die hatte ich noch nicht so intensiv gesehen. Mir fällt es leicht, mich bei Aufnahmen von Goebbels oder Hitler zurückzulehnen und sie in die Psychopathenschublade zu packen. Aber der Eichmann, den kenne ich. Das Rädchen, das sich eingeordnet hat.
- Und der Eichmann wurde gefragt, ob er wusste, was mit den Passagieren der Züge geschehen würde und er wusste es. Genauso, wie ich um die Abbaubedingungen der seltenen Erden in meinen elektronischen Spielzeugen weiß, wie ich um die Bedingungen weiß, unter denen meine Gebrauchsgegenstände in China gefertigt werden oder von Billiglöhnern in Deutschland. Der einzige Unterschied: Der Holocaust war gezielter Mord, das Elend der Milliarden nur ein bedauerlicher Kollateralschaden des herrschenden Wirtschaftssystems.
Besitzer und Besessene
Der Besitzer sitzt auf seinem Besitz. Der Besessene wird von etwas besessen. Ist der Besessene vom Besitzer besessen?
Ich verkaufe meine Arbeitskraft. Der Käufer meiner Arbeitskraft ist dann Besitzer meiner Arbeitskraft.
Bin ich also von dem, das heute Arbeitgeber heißt, besessen? Kann Exorzismus eine Lösung sein?
Zeitmangel
Heißt es die oder der Zeitmangel?
Goethe und die Deutschen
„Wir Deutschen sind von gestern. Wir haben zwar seit einem Jahrhundert ganz tüchtig kultiviert; allein es können noch ein paar Jahrhunderte hingehen, ehe bei unsern Landsleuten so viel Geist und höhere Kultur eindringe und allgemein werde, daß sie gleich den Griechen der Schönheit huldigen, daß sie sich für ein hübsches Lied begeistern, und daß man von ihnen wird sagen können, es sei lange her, daß sie Barbaren gewesen.“
Zitiert nach Johann Peter Eckermann: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Mit Einleitung und Anmerkungen hrsg. von Gustav Moldenhauer. Dritter Band. 1822-1832. Leipzig [o.J ], S. 117 f.
von Gerhard Hentschel in seinem Menetekel gefunden.