Kim Moody sieht in der ak/620 Möglichkeiten für das alte „Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will.“ In den neuen riesigen Logistikzentren sieht sie das Potenzial organisierter Arbeiteraufstände, die sehr wirksam sein können:
Waren bewegen sich schneller. Dabei hat sich die Geschwindigkeit von LKWs, Flugzeugen und Zügen nicht verändert. Was sich verändert hat, ist wie die Dinge organisiert sind. Waren bleiben nicht mehr lange in den Lagern. Am Ankunftsbahnhof werden sie innerhalb weniger Stunden auf LKWs umgeladen und weitertransportiert. Dieser Sofortumschlag ist in der Tat eine Entwicklung des 21. Jahrhunderts. Damit er funktioniert, hat die Industrie Logistikcluster geschaffen: riesige Ansammlungen von Warenlagern; Orte, an denen sich Schienen-, Schiff-, Luft- und LKW-Transport treffen und koordiniert werden können.
Jetzt könnte man denken: »Okay, das klingt alles ziemlich nach High-Tech.« Trotzdem braucht man dafür Zehntausende Arbeiter. In den USA gibt es 60 solcher Cluster, aber drei stechen heraus: der Hafen von New York und New Jersey, die Los Angeles und Long Beach Hafenzone und Chicago. Jedes dieser drei Cluster beschäftigt innerhalb eines ziemlich überschaubaren Gebiets mindestens 100.000 Arbeiterinnen und Arbeitern.
Der ganzen Outsourcing-Idee der 1980er lag das Ziel zugrunde, große Arbeiterkonzentrationen in Orten wie Detroit, Pittsburgh oder Gary zu zerschlagen. Nun haben die Unternehmen unbeabsichtigt gewaltige Ballungszentren manueller Arbeiter geschaffen. Das könnte sich für sie als Eigentor erweisen – denn hier gibt es plötzlich das Potenzial, schlecht bezahlte Arbeiterinnen und Arbeiter in großer Zahl gewerkschaftlich zu organisieren.
Der andere Punkt ist, dass diese Cluster durch Just-in-time-Systeme miteinander verbunden sind. Es gibt also Hunderte, vielleicht Tausende hochsensibler Punkte im Transportsystem. Wenn die Arbeit an einem Ort stillsteht, kannst du schnell riesige Gebiete lahmlegen.
Passt gut zu zu „Forces of Labor“ von Beverly J. Silver.