Unser Wald

Deutscher Dokumentarfilm über den Deutschen Wald.

Pro: Europäischer Wald, selbst in der Form von angepflanztem Plantagenwald ist genauso exotisch, komplex, fotogen wie der Regenwald am Amazonas oder sonstige Ferngegenden.
Contra: Musik und Kommentar. Allerweltsdisneydudelmusik. Und im Kommentar wird gemenschelt, was das Zeug hält. All die Bäume, Kräuter, Käfer und anderen Lebewesen, sie kämpfen, herrschen, nutzen, profitieren, betrügen, dominieren. Ein hierarchisches Hickhack sondergleichen. Zwei Ausnahmen: Eine kleine Ameisenkolonie in einem Pilz stellt eine seltsame Gemeinschaft dar und es wird auf die fehlenden Großsäuger im Ökosystem eingegangen.
Fazit: Wahrscheinlich drückt jeder der Natur seinen ideologischen Stempel auf. Der orange sozialdarwinistische Hierarchiefreund sieht Kampf, der grüne egalitäre Kommunefussel sieht komplexe interagierende Strukturen.

Habe ich etwa Mitleid mit Proto-Nazis?

Meine „wilden“ Schüler, die keine Genitivkonstruktionen oder langen Sätze verstehen, die nicht wissen, was Autonomie sein soll. Ich höre ihren Schmerz:

    • Im zweiten Lehrjahr sind sie angekommen in der Knechtschaft der Lohnarbeit. Sie beklagen ihre Pattsituation zwischen langen Arbeitszeiten und sonstigen Nervigkeiten des Arbeitslebens und dem dafür gezahlten Hungerlohn, sehen nicht, wann das Leben stattfinden soll.
    • Sie schildern ihre Gewalterlebnisse aus der Welt, in der sie leben. Und da tauchen Russen, Türken, Araber als Schläger auf. Die Ausländer, die ich kenne, stammen aus „anderen Mileus.“

      Und die intellektuelle Kritik an Frei.Wild, die genau meinem Kopfdenken entspricht. Linkes Wolfsgeheul über protofaschistische Wolfskinder:

      Nun also »Frei.Wild«. Die Band inszeniert sich als Stimme des gesunden, proletarischen Menschenverstands. Mit Politik habe man nichts zu tun, es geht um unreflektierte und ironiefreie Selbstbestätigung, um das wahre Leben des einfachen Mannes: Wir sind wir. …

      »Frei.Wild« machen ein Identitätsangebot, das die Lücke füllt, die von den »Böhsen Onkelz« hinterlassen wurde. … Band und Fans schweißt ein Wir-Gefühl zusammen, dass zentrales Element der Texte ist und auch sein muss: Damit die Abschottung von einer feindlich gesinnten Welt und der eigene Opfermythos funktionieren.