Worum geht es?

Scott Turow lässt in seinem Roman „Der Befehl“ Amerikaner im zweiten Weltkrieg kurz vor Ohrdruf nachdenken:

»Wissen Sie, worum es in diesem Krieg geht, Dubin?« … »Ich denke, es geht um die Frage, was die Menschen einen wird. Ich denke, die ganzen Maschinen, in die wir uns im Laufe
unserer Epoche so verliebt haben – Eisenbahn, Telegraf und Telefon, Auto, Radio, Filmkamera, Flugzeug, was weiß ich noch alles -, die haben den Kompass des Lebens verändert. Ein Schäfer, der seine Herde hütete, oder ein Schmied an seinem Amboss, Menschen, die nur die Leute aus ihrem Dorf kannten, konkurrieren jetzt mit Menschen, die tausend Kilometer entfernt sind und doch eine unmittelbare Präsenz in ihrem Leben darstellen. Und sie wissen nicht genau, was sie mit all diesen fernen Nachbarn gemeinsam haben. Und jetzt gehen die Kommunisten hin und erzählen dem Schäfer, das Wohl des Menschen ist unser aller gemeinsames Interesse, und er sollte vielleicht ein paar von seinen Schafen an den armen Burschen ein paar Dörfer weiter abtreten. Und dann haben wir Mr. Hitler, der seinen Bürgern erzählt, sie sollen sich durch den Wunsch einen lassen, jeden zu töten oder zu besiegen, der nicht ist wie sie. Und dann gibt’s da noch uns, die Alliierten. Was haben wir für eine Vision, die es mit Mr. Stalin und Mr. Hitler aufnehmen kann? Was haben wir zu bieten?« Weiterlesen „Worum geht es?“

Harte Worte

In der contraste, Februar 2015, legt eine „trans-idente und queerfeministisch ausgerichtete Person“ den Finger in eine Wunde und fragt „Solidarische Gemeinschaft oder exklusiver Club?“:

Ich erlebe das mögliche Zusammenleben mit Menschen, die sich noch keine Gedanken über ihre Privilegien als >Kartoffeln<, Weiße, Besitzerinnen eines deutschen Passes, Heter@s, Cis-Frauen/-Männer, Bildungsbürgerinnen gemacht haben, als Bedrohung: Kommunen, die (fast) ausschließlich aus einer Gemeinschaft von Privilegierten bestehen, können in meinen Augen nicht den Anspruch erheben, den herrschenden Strukturen eine real solidarische Gemeinschaft entgegen zu setzen. Vielmehr sind es Menschen, die in bester Absicht handeln, jedoch in ihrem Alltag als Teil eines ausgrenzenden, diskriminierenden Zusammenschlusses von Menschen implizit unreflektiert und gewalttätig agieren. In einer solchen Gemeinschaft zu leben, ängstigt mich, da ich vor Diskriminierungen nicht geschützt und unsichtbar bin.

Selbstreferenzielles Schneeballsystem

Rainer Trampert fasst in der aktuellen konkret zusammen:

Europa ist das Krisengebiet des Weltkapitalismus. Selbst aus Deutschland wandert jedes Jahr Kapital in Höhe von (zuletzt) 180 Milliarden Euro ins profitablere Asien und Amerika ab. Der Markt gleicht nichts an, sondern schafft immerfort Disparitäten. Deutschland gelingt es, sich an seinen Nachbarn schadlos zu halten. Sein Exportüberschuss spiegelt die Umschichtung von Beschäftigung, Mehrwert und Steuern aus Europa nach Deutschland wider. Der Werttransfer entleert die Peripherie und untergräbt gleichzeitig die Ökonomie des Profiteurs. Das Modell, in dem die Überschuss produzierende Wirtschaft ihre Waren exportiert und den Abnehmern gleichzeitig Geld leiht, damit sie ihre Rechnungen bezahlen können, wird kollabieren.

Helmuth Schmidt und der Konsens

KommuneSchmidtDie Kooperativistas von Cecosesola äußern sich im Kommunebuch über den Zusammenhang von Regeln und Gemeinschaft:

So führt die herrschende Kultur in uns zum Beispiel dazu, dass wir in Fällen von Stillstand oder Rückschlägen die Lösung nur in verwaltungstechnischen Maßnahmen suchen: indem wir Gesetze und Regeln reformieren, die Kontrolle perfektionieren, die Verwaltung straffen oder auch bestimmten Personen das Ausscheiden nahelegen. Wenn wir aber die Emotionen und Handlungsmuster, die hinter dem fraglichen Verhalten stehen, nicht gründlich analysieren und mit dieser Analyse zu unserer Veränderung beitragen, dann sind die Verwaltungs­maßnahmen ihr Papier nicht wert und führen sogar oft zu unbeabsichtigten Effekten; die den Transformationsprozess bremsen.

Bei Padeia wird Helmuth Schmidts „Ausser Dienst“ besprochen:

Es sei ein weitverbreiteter Irrtum zu glauben, aus zusätzlichen Gesetzesparagraphen resultiere ein immer höheres Maß an Gerechtigkeit: „Im Gegenteil, die Gesetzesflut führt nicht nur zu bürokratischer Erstarrung, sie verleitet außerdem zu Umgehungen und Manipulationen der neuen Bestimmungen, zu Korruption und Schwarzarbeit. Allzu scharf macht schartig, sagt ein norddeutsches Sprichwort.“

Da kommen also hierarchiefeindliche Kooperativistas und Hardcoredemokraten zum selben Ergebnis. Ohne Herz nützt die beste Regel nichts.

Gralshüter der Meinungsfreiheit

Noch ein Nachtrag aus der jungen welt aus den Tagen als wir plötzlich alle Charlie waren:

Da sollen wir jetzt also bei »Mahnwachen« mit Merkel und Gauck zusammenstehen, die sich als die Gralshüter der Meinungsfreiheit präsentieren. Zusammen mit dem Sozialistenhäscher, der nicht genug dafür tun kann, um Verständnis für die angeblichen »Ängste und Sorgen« der Rechten und Faschisten zu werben. Und mit Merkel, die sich mit dem ukrainischen Putschisten Jazenjuk so glänzend versteht, der die Nachgänger der ukrainischen Nazikollaborateure in sein Kabinett berufen hat, selbst auch schon mal den Hitlergruß zeigt und inzwischen verbreitet, dass im Zweiten Weltkrieg die Sowjetunion in der Ukraine und in Deutschland eingefallen sei.

Sollen & Wollen

Vielleicht ist das Sollen eine Erfindung aus Angst vor der (göttlichen) Kraft des Wollens. Wer will, ist verantwortlich für sein Wollen. Wer sein Handeln auf ein Sollen bezieht, gibt diese Verantwortung ab und bezieht  sich auf etwas Externes.

MEGEDA

megeda

Das wäre mal ’ne Bewegung. Sich abends auf den Marktplatz setzen, was zum Essen mitbringen. Miteinander reden. Auf Agenda2010 pfeifen. Auf die Ungleichverteilung pfeifen. Auf den Stress auf Arbeit pfeifen, die Langeweile vor dem Fernseher, die Ohnmacht, die Angst. Dem Menschen, der da neben mir sitzt zuhören und von mir erzählen.