Ist die BewegungHalle rechts?

Nein. Aber. Eine kommentierte Linksammlung:

  • Die Webseite der Bewegung Halle  hat unter Leitbild schöne Sachen wie „liebevolles sowie wertschätzendes Miteinander“ – öffnet aber im unteren Teil durch das unkommentierte Verlinken auf alternative Portale von Reitschuster, Homburg, Füllmich,… die Hölle der Hetzer, die sich in keiner Weise an „liebevolles sowie wertschätzendes Miteinander“ halten…
  • Am 1. Februar wurde die E-Mail eines DemoTeilnehmers veröffentlicht, der das Lied von den wenigen Toten singt: „117.314 Menschen sind an oder mit Corona verstorben. Das heißt, dass 1,27% der positiven Fälle gestorben sind. Allerdings muss man auch deutlich sagen, dass 85% der Verstorbenen über 70 Jahre alt waren. Nun soll mir bitte einer erklären, wie diese Zahlen eine berufliche oder generelle Impfpflicht rechtfertigen sollen!“ Er entscheidet sich damit gegen den Schutz des Überlebens von Schwachen.
  • Die Pressemitteilung von Halle gegen Rechts lässt die Einschätzung zu, dass die Bewegung Halle „rechts unterwandert“ ist.
  • Diese These unterstützt ostprog.de durch Recherchen in den TelegramKanälen der BewegungHalle:

Nimmt man die BewegungHalle als Verwandte von Occupy, Friedensmahnwachen, Querdenken oder ExtinctionRebellion dann greifen auch allgemeinere Überlegungen:

  • Die Bewegung Halle greift tatsächliche Missstände auf – das lausige Pandemiemanagement. Und sie hinterfragt die demokratische Kultur in Deutschland. Die Erklärungsmuster, die dabei gewählt werden, und die rechten Mitläufer, die dabei geduldet werden, scheinen Paralellen zu den Friedensmahnwachen aus den Jahren 2014ff. zu haben. Dazu passt: Wikipedia: Mahnwachen für den Frieden.
  • Einen breiteren Rahmen spannt Peter Ullrich in seinem Essay „Postdemokratische Empörung“ Das Fazit dieses Textes findet sich im oben genannten WikipediaArtikel:

Der Soziologe Peter Ullrich analysiert die Mahnwachen als Vertreter eines neuen Typus von Protestbewegung, nämlich der „postdemokratischen Empörungsbewegungen“. Sie alle seien wie zum Beispiel auch Occupy und Pegida gekennzeichnet durch eine radikale Ablehnung des politischen Systems, ein tief sitzendes Misstrauen gegen die politischen und gesellschaftlichen Institutionen, kaum politische Vorerfahrung, einen geringen Organisationsgrad, die Weigerung, sich im üblichen Links-Rechts-Schema zu verorten, eine Ablehnung der gesellschaftlich bis dahin prägenden „Großen Erzählungen“, spontane Mobilisierung und schwache, häufig durch das Internet geprägte Identitäten. In dreierlei Hinsicht seien die Mahnwachen typisch für „postdemokratische“ Zustände, in denen nach der Analyse des britischen Politikwissenschaftlers Colin Crouch die Demokratie zwar nach außen hin intakt ist, wichtige gesellschaftliche Entscheidungen aber nicht mehr bei Wahlen getroffen würden, die zu bloßen Inszenierungen und Schaukämpfen verkämen, sondern von den Eliten im kleinen Kreis hinter verschlossenen Türen. Die Mahnwachen sind nach Ullrich zum einen eine Reaktion auf diese Zustände, sie stellen zweitens einen Protest dagegen dar, drittens sind sie aber selber Teil der postdemokratischen Subjektivität und der damit verbundenen Praxis: Zwar seien die Anhänger sozial gut integriert und überdurchschnittlich gebildet, politisch hätten sie sich aber dem politischen System völlig entfremdet, sodass sie weder im Mainstream noch in alternativen Milieus eine Heimat fänden. Prägend sei für sie vielmehr das „Web 2.0, wo jede Meinung, wie begründet oder bizarr auch immer, ihr Forum finden kann und zugleich eine Hilflosigkeit mit transportierende Empörung und Echauffieren zum Grundton gehören“.

„Die Beschränkung persönlicher Freiheiten ist die Kränkung, die das neoliberal zugerichtete Individuum noch am ehesten empfinden kann.“

  • Auf heise.de wird im Text „Was die Querdenker eint“ die These vertreten:  Die Maßnahmenkritiker haben die irrige Annahme der Staat müsse gut für seine Bürger regieren. Es sei jedoch so, dass der Staat als ideeller Gesamtkapitalist agiere, der dafür sorgt, dass die Gesamtmaschine am Laufen bleibt.

Linke, Klimaaktivistînnen, ZeroCovidlerînnen sind mit ihren Ansichten nicht in der Mehrheit. Deshalb überlegen sie, wie sie mehr Menschen von ihren Ansichten überzeugen können.

Rechte, Klima- oder Coronaskeptiker sind aber mit ihren Ansichten nicht in der Mehrheit. Deshalb behaupten sie, wir leben in einer Meinungsdikatatur.

  • Und natürlich der Text von André Gödecke: „Über Spaziergänge.“ In diesem Text kommt für mich die Erschöpfung der Empathischen zum Ausdruck:

Hallo hier bin ich – dein persönlicher Karl-Lauterbach-Dummy oder wahlweise auch der Widergänger des doofen Sportlehrers deiner Grundschulzeit – und du kannst alles, wirklich alles an mir auslassen, sobald ich versuche, deinen Diktaturthesen zu widersprechen!“

Ich bin so müde vom „Tolerieren“, vom Kompromisse Eingehen, vom Einstecken. Für mich wiederholt sich mit Bewegung Halle was ich im Umfeld der Friedensmahnwachen erlebt habe. Damals habe ich auch unendlich viel Zeit damit verbracht, die damals aktuellen Verschwörungsmythen zu zerlegen. Die Hilflosigkeit des Schachspielers. Er spielt Schach mit einer Taube. Die Taube ist ein Kind der Freiheit. Sie macht nur, was ihrem Bauchgefühl entspricht. Nach mehreren Gesprächen, Mediationen, Vermittlungsversuchen schmeißt sie die Figuren um und kackt aufs Brett.

Linke und Schwurbler

Linke sind davon überzeugt, dass es innerhalb des Kapitalismus kein Gutes Leben geben kann. Klimaaktivistînnen sind davon überzeugt, dass es einen menschengemachten Klimawandel gibt und dass sofort gehandelt werden muss, um diesen aufzuhalten.

Sie sind aber mit ihren Ansichten nicht in der Mehrheit. Deshalb überlegen sie, wie sie mehr Menschen von ihren Ansichten überzeugen können.

Klimaskeptiker sind davon überzeugt, dass es nicht notwendig ist, Maßnahmen zu ergreifen, die den CO2-Gehalt der Atmosphäre senken. Coronamaßnahmenkritiker sind davon überzeugt, dass Covid-19 keine ernstzunehmende Krankheit ist.

Sie sind aber mit ihren Ansichten nicht in der Mehrheit. Deshalb behaupten sie, wir leben in einer Meinungsdikatatur.

Spiritualität & Gödel

Zenartblog mit einem RamanaZitat:

Es gibt kein grösseres Mysterium als dieses: Dass wir, die wir die wahre Wirklichkeit sind, sie erreichen wollen. Wir bilden uns ein, dass es etwas gäbe, das unsere Wirklichkeit vor uns verbirgt, und dass dies zerstört werden müsse, bevor wir die Wirklichkeit gewinnen können. Es ist geradezu lächerlich. Und es wird ein Tag heraufdämmern, an dem du über deine jetzigen Bemühungen lachen wirst. Aber das, was an jenem Tag deines Lachens da sein wird, das ist jetzt und hier bereits gegenwärtig.

Mir fielen sofort Gödels Unvollständigkeitssatz ein:

Dieser besagt, dass in einem widerspruchsfreien Axiomensystem, das genügend reichhaltig ist, um die Arithmetik der natürlichen Zahlen in der üblichen Weise aufzubauen, und das überdies hinreichend einfach ist, es immer Aussagen gibt, die aus diesem weder bewiesen noch widerlegt werden können

Und natürlich Wittgenstein mit seinem Tractatus, der auch die Grenzen des Wissbaren auslotet und zu dem selben Ergebnis kommt.

Die Vorstellung von einer ganzen erkennbaren Welt ist falsch und romantisch. Diese Erkenntnis lässt sich intuitiv wie bei Ramana oder auch durch hartes westliches Nachdenken wie bei Gödel oder Wittgenstein gewinnen.

Folgen des Social Distancings

In der TAZ ein Gespräch mit Hartmut Rosa.

Was nach einer Woche noch hängengeblieben ist: Die Idee von der sozialen Interaktion, die wir als Menschen brauchen. Wenn ich mir vorstelle, dass Menschen noch gar nicht so lange sprechen können, dann wird klar, dass wir „Fühler“ haben, um in der Interaktion mit 20 oder 30 Leuten gleichzeitig klarzukommen. Fällt dieser simultane gleichzeitige Kontakt weg, ist das genauso dramatisch wie absolute Stille, Schwerelosigkeit oder Dunkelheit. In VorCoronaZeiten gab es da die Überlegungen zur „Berührungslosen Gesellschaft“ – SocialDistancing setzt noch einen drauf.

Vor diesem Hintergrund erscheint mir der (mein) exzessive(r) Konsum von sozialen Medien (DoomScrolling) als Ersatz für soziale Interaktion.

Und mir fallen die „Empathischen Halluzinationen“ ein, die ich vor 10 Jahren mal hatte. Nachdem ich dieses Textchen jetzt nochmal gelesen habe, fällt mir natürlich auf, dass das TAZ-Interview aus einer westlichen atomistischen Sichtweise heraus geschrieben wurde: Das Ganze besteht aus Teilen. Die Gesellschaft besteht aus Menschen. Wenn wir die andine Brille der indigenen Südamerikaner aufsetzen, dann besteht das Ganze, die Gesellschaft aus Beziehungen, deren Knoten die Dinge, die Menschen sind. Wenn es keine Beziehungen, Kontakte, Berührungen mehr gibt, gibt es keine Knoten, also auch keine Menschen mehr, was bleibt sind entmenschte Körper….

Verhandeln mit dem Staat

Letztens lief mir ein Textchen von Friedrich Engels über den Weg. Und genau im Sinne dieses Textes wurde ich sozialisiert. Ein Mantra des Staatsbürgerkundeunterrichts in der DDR lautete: „Der Staat ist das Machtinstrument der jeweils herrschenden Klass.“ Und wer nicht zur jeweils herrschenden Klasse gehört, soll nicht von Verhandlungen mit dem Staat träumen. Egal ob es um Schulschließungen, autofreie Innenstädte oder Wohnprojekte geht.

Weiterlesen „Verhandeln mit dem Staat“

Kritik und Praxis

Westdeutsche Linke

Alles, was sie jemals denken,
Und sie denken ja durchaus,
Speist sich aus dem trüben Brunnen
Der Kritik. Tagein, tagaus
Blickt ihr Auge auf den Mist,
Der dem Staate eigen ist.

Wer Kritik übt, glaubt im Herzen
An das bessre Argument,
Wirft dem Wolf vor, dass er Wolf ist,
Und dem Feuer, dass es brennt.
Merkste was? Kritik allein
Kann des Pudels Kern nicht sein.

Wies einst Hannibal der Krieger
Vor der Schlacht am Apennin
Seine Kämpfer auf die schlimme
Unmoral der Römer hin?
Nein. Er schwang den eleganten
Hintern auf den Elefanten.

Marco Tschirpke

Quelle: konkret 12/2020 S.45

Passt gut zu den Veranstaltungen der Marxistischen Gruppe (MG), die es kurz nach der Wende in Halle gab.

KlimaLockdown

CoronaLockdowns, weil nicht auf die naturwissenschaftlichen Panikmacher gehört wird. Weil es Corona nicht gibt, weil die Wirtschaft brummen muss, weil bis kurz vor 12 gewartet wird.

Ist das mit der #KlimaKatastrophe genauso? Gehen wir dann in 10 Jahren in den CO2-Lockdown?

Antisemitismus

Bei Corax denkt Dr. Sebastian Winter aus der Sicht psychoanalytischer Sozialpsychologie von Gemeinschafts- und Feindbildungsprozessen über Antisemitismus nach. Meine 2 Lieblingserkenntnisse:

  • Der „regressive Rebell„, der meint „Merkel muss weg“, ist davon überzeugt, dass gerade das falsche Personal regiert. Er findet Herrschaft OK, nur darf sie nicht von Linksgrünversifften oder Echsenmenschen unterwandert werden. Passt sehr gut zu persönlichen Erfahrungen mit Menschen, die ehrlichen Herzens von der Regierung enttäuscht sind. Wir kamen nicht so Recht auf einen Nenner, weil ich weder vom Kapitalismus noch dem Staat als Herrschaftsinstrument der Kapitalistenklasse sonderlich viel erwarte.
  • Der herrschende Diskurs vom Einzeltäter geht davon aus, dass Menschen mit Persönlichkeitsstörungen zu Faschisten, Antisemiten oder Terroristen werden. Sebastian Winter meint, es sei genau umgekehrt. Wer sich auf Antisemitismus einlässt, entwickelt im schlimmsten Fall Wahnvorstellungen und wird psychisch krank. (ab Minute 13)